Am Dunckersweg/Ecke Oswaldstraße gab es einen Tante-Emma-Laden.
Nach dem Krieg ließen wir dort auch anschreiben, und es gab dort einfach alles. Es gab sogar Salmi und Dauerlutscher, natürlich frische Milch und Brötchen – eben einfach alles.
Meine Mami ging dort mit uns hin, aber der Laden war sehr lütt. Wenn sie Wochenendeinkauf machte und an der Käsetheke stand, konnte es schon mal länger dauern. Mir war langweilig und so durfte ich vor die Tür.
Zum Laden führten vier Stufen und dabei war eine Stange. Da konnte man runter hangeln. Und das machte ich dann auch.
Als ich da so hangelte, piepste eine Stimme: „Wie heißt du?“ Ich guckte und da war son lütten Jung. Also stellte ich mich auf meine kleinen Beine und beäugte ihn. Da kam seine Mutter raus und sie gingen nach Hause. Die Mutter ging, er hüpfte und ich immer mit Abstand dahinter. „Wollen wir Freunde sein?“ rief er. „Ja,“ antwortete ich und dann kam Mami aus dem Laden. Sie wollte nach Hause, hatte ja zu schleppen.
Und dann ging es über die Straße. Das war die Straße, die verboten war – ohne Mami. Und so hüpften ich auf der einen Seite und er auf der anderen Seite immer ein paar Meter weiter. „Darf ich noch draußen bleiben?“ Eine höchst ungewöhliche Frage für eine Fünfjährige.Aber ich durfte! Und so hüpften wir. Ich auf der einen Seite und er auf der anderen.
Keiner von uns durfte über die Straße gehen – und wir hielten uns daran!
„Wie heißt du? “ rief ich rüber. „Peti“, war die Antwort.
„Komm rüber“, rief er. „Darf ich nicht,“ antwortete ich. Und so hüpften wir beide lange auf den Straßenseiten, aber keiner traute sich über die Straße. Dann wurde es düster. Die Laternen gingen an.
„Ich muss nach `Haus“, rief er und ich: „Ich auch. Bis Morgen.“ „Ja, bis morgen.“